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CORONA-KRISE (8) – UND DIE SPIRITUELLE SICHT AUFS LEBEN

CORONA-KRISE (8) – UND DIE SPIRITUELLE SICHT AUFS LEBEN

Was wir sehen, hängt davon ab, wie wir schauen. Kauft man ein rotes Auto, so sieht man ständig rote Autos. Ist man verliebt, so sieht man nur noch die guten Seiten dieses besonderen Menschen. Und wenn man jemanden nicht mag, dann kann dieser arme Mensch nichts richtig machen. Was wir sehen, hängt also davon ab, wie wir schauen. Unser »Blick« macht den Unterschied. Abhängig von unserem Blick sehen wir die Dinge anders – manchmal sehen wir sogar ganz andere Dinge. Die Wirklichkeit wird durch unseren Blick eingefärbt. Das ist in dieser Corona-Krise nicht anders. Es gibt verschiedene Sichtweisen, die die Wahrnehmung dieser Krise bestimmen und sich anschließend in Gesprächen bemerkbar machen. Jeder Standpunkt hat eine andere Sicht-Weise und damit auch eine ganz eigene Wahrheit. Alle stimmen sie ein wenig, aber welche Sicht ist nun wirklich wahr?


DIE FARBE UNSERES BLICKS

Die Wirklichkeit kann somit auf vielerlei Weisen gesehen werden. Weil unsere Sichtweise aber auch unser Handeln beeinflusst, macht es einen ziemlichen Unterschied, wie wir Menschen und Situationen betrachten. Der rein materielle Blick will »haben« und kann zu Neid und Ausbeutung von Mensch und Natur führen. Der psychologische Blick hat als Ausgangspunkt das »eigene Ich« und kann zu Hochmut und Egoismus führen. Unsere persönliche Realität beeinflusst unseren Blick: Das »Sein« bestimmt das Bewusstsein (Karl Marx). Das stimmt tatsächlich. Bis durch eine schöne oder schwierige (Grenz-)Erfahrung im Leben ein Wendepunkt erreicht wird. Plötzlich wird uns bewusst, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt, als wir dachten. Vielleicht nehmen wir dann hinter der sichtbaren physischen und der fühlbaren psychischen Dimension noch eine feinere geistige Dimension wahr. Dies ist keine Frage von glauben, sondern von wahrnehmen! Die teilweise extremen Erfahrungen der Corona-Krise können ein solcher Wendepunkt sein. Wenn wir dafür offen sind, kann diese Krise dazu beitragen, unseren Egoismus in Spiritualität zu verändert. Nicht länger geht es dann ums eigene Ich, stattdessen kommen andere Menschen, Natur, Klima, Planet, Schöpfung und Gott ins Zentrum unserer Wahrnehmung.


DIE FARBE UNSERES BEWUSSTSEINS

Wenn sich unser Fokus auf diese Weise verschiebt, nehmen wir eine ganz andere Perspektive ein. Das Wohlergehen anderer wird wichtiger als unsere Ich-Bezogenheit. Auf einmal sitzen wir in einer anderen »Klasse« der Schule des Lebens. Die schwierigsten Situationen sind nicht länger eine Strafe, sondern eher eine Herausforderung. Schwere Prüfungen sind dann eine Chance für geistig-spirituelles Wachstum. Möglicherweise geht man dann immer noch gebückt unter Problemen und Leid, aber man kann diese als »Schule des Lebens « akzeptieren. Ein himmelweiter Unterschied. Der normale Blick erfährt die Hölle, der spirituelle Blick sieht die Himmelsleiter. Mitten in der schlimmsten Krise werden wir uns dann entwickeln und fürs Leben lernen. Durch den Einfluss dieses spirituellen Blicks entdecken wir andere, feinere Lagen des Lebens – und also auch andere Wahrheiten als bisher. Und plötzlich kehren sich die Verhältnisse um: Ab jetzt bestimmt unser Bewusstsein unser Sein! Wir leben auf eine andere Weise – und werden aus Sch… Gold machen! Nun achten wir nicht mehr so sehr darauf, was man uns antut, sondern was wir selbst anderen antun. Wir werden anderen Menschen nicht länger Vorwürfe machen, jetzt werden wir uns entschuldigen. Vielleicht waren wir bis jetzt Opfer von dominanten Personen, jetzt werden unsere eigenen Spielchen deutlich. Die Fehler von anderen sind nichts, verglichen mit den dunklen Flecken auf unserer eigene Seele: Mea Culpa! Gott ist milde und barmherzig, aber Sein Licht ist ohne Gnade. Wenn dieses Licht zu scheinen beginnt, dann stehen unser Ego, unser Lebensstil und inzwischen die ganze westliche Kultur gnadenlos im Scheinwerfer. Was dann zum Vorschein kommt, macht nicht gerade fröhlich. Glücklicherweise lässt uns dieses Licht in der Corona-Krise auch eine Chance sehen. Eine Chance, die aber auf Kosten des eigenen Ichs und seines vertrauten Komforts geht. Und genau das ist die Chance. Vielleicht unsere letzte?


Vaalser Weekblad, 03 juli 2020

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