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Helene Erika Etminan

CORONA-KRISE (15) – UND DAS KLIMA

Weil die Medien nur noch mit dem Corona-Thema beschäftigt waren, rückte ein anderes wichtiges Thema total in den Hintergrund: das Klima. Inzwischen gibt es allerdings wieder Demonstrationen, die das Klima-Problem zurück auf die Tagesordnung bringen wollen. Die Corona-Gefahr scheint nun etwas geringer zu sein, darum kann die Klima-Frage wieder auf ein wenig Aufmerksamkeit hoffen. Eigentlich hatte die Umwelt-Klima-Krise uns aufgefordert, unseren Lebensstil zu verändern. Aber die Politiker haben die »Wende« nicht zustande gebracht, weil sie unfähig waren, radikale Entscheidungen zu treffen. Wenn man wiedergewählt werden möchte, sollte man den Menschen besser nicht wehtun! Darum hatte die Wirtschaft Vorrang und mit der Wirtschaft auch unser vertrauter Lebensstil – die »Heilige Kuh« unserer Kultur. Die Folgen erleben wir inzwischen allemal. Glühendheiße Sommer, viel zu milde Winter. Die Erwärmung des Klimas und das Schmelzen der Eiskappen. In unserer Gegend viel zu wenig Regen, mit schlimmen Folgen für die Natur. Trotz aller Warnungen erfahren wir dies nicht als Katastrophe, sondern empfinden es als herrliches Wetter!


DIE KLIMA-FRAGE

In Bezug auf Umwelt und Klima ließ die Politik bisher eine Strategie sehen, bei der die Wirtschaft wichtiger war als die Gesundheit von Mensch und Natur. Der »Rubel« musste rollen, die Dollars und die Euros auch. Die Umwelt-Klima-Krise war anscheinend noch nicht bedrohlich genug, uns zu einem Kurswechsel zu veranlassen. Um einen neuen Versuch zu unternehmen, uns auf eine bessere »Spur« zu setzen, musste das Leben etwas anderes erfinden. Darum war – dieser Logik folgend – die Corona-Krise nötig. In der Umwelt-Klima-Krise haben die Politiker nicht auf die Wissenschaftler gehört, in der Corona-Krise wohl. Scheinbar ist für viele Menschen die Corona-Krise bedrohlicher. Mit Hilfe der Medien wurde die Gefährdung durch das Corona-Virus so direkt erfahren, dass die Politiker diesmal wohl dem Rat der Wissenschaftler folgten. Das Ergebnis war, dass Gesellschaft und Wirtschaft »platt« gemacht wurden. Und siehe da, das Leben wurde ruhiger. Auf einmal gab es weniger Verkehr, weniger Gestank und Lärm auf der Straße (außer die Motorräder). Keine Reisen mehr und also auch keine Flugzeuge mehr am Himmel. Gut für Umwelt und Klima. Plötzlich war die Luft in den großen Städten sauber und konnte man wieder tief Atem holen. In den Urlaubsländern waren die Küsten und das Wasser wieder sauber. Teilweise kamen die wilden Tiere zurück. Es geht also wohl! Was die Klima-Krise nicht geschafft hatte, dabei hat das Corona-Virus jetzt nachgeholfen. Plötzlich hörte man Menschen sagen: „Gar nicht so schlecht, was hier geschieht.“ Oder: „Daran kann man sich gewöhnen.“ Und wenige Wochen später: „Diese Ruhe werde ich vermissen, denn man konnte die Vögel wieder hören!“ Aber leider waren inzwischen die Fragen rund um Umwelt und Klima in den Medien in den Hintergrund geraten. Die Angst vor Corona beherrschte alles. Denn die Medien leben von Einschaltquoten und von Auflagen – und mit Angst kann man gute Geschäfte machen!


DIE CORONA-FRAGE

Weil die einschränkenden Maßnahmen inzwischen etwas flexibler geworden sind, verhalten Menschen sich »neu normal«; sie versuchen, den alten Lebensstil wiederzubeleben. Dies ist vor allem auf der Straße zu sehen, wo (bei uns in Vaals) an drei Tagen in der Woche die Autos wieder im Stau stehen. Endlich wieder? Man bekommt sogar den Eindruck, als wären die Menschen noch mehr unterwegs als vorher, denn der Verkehr hat zugenommen. Unser Lebensstil hat durch Corona sicher einen (kleinen) Schlag bekommen, aber unsere Mentalität scheinbar noch nicht. Geht also alles einfach weiter? Haben wir die Umwelt-Klima-Problematik bereits vergessen? Die Klima- und die Corona-Krise gehören jedoch zusammen. Genau wie die Klima-Krise hat auch die Corona-Krise ein großes Fragezeichen hinter unseren Lebensstil gesetzt. Alles darf, weil alles kann? Nein, denn wenn alles kann, müssen wir darüber nachdenken, was wohl und was nicht sein darf. Was wohl und was nicht sinnvoll ist. Auch wenn alles möglich ist, so ist doch nicht sinnvoll, dass alles erlaubt ist. Vor allem nicht, wenn es anderen Menschen, uns selbst oder dem Planeten schadet. Wir sind also sowohl durch die Klima-Krise als auch durch die Corona-Krise aufgefordert, nicht länger unseren komfortablen (krankmachenden!) Lebensstil durchzuziehen, sondern auf die Gesundheit und das Wohl von allen und Allem zu achten. Corona ist eine »Laus im Pelz« der Menschheit, genau wie die Menscheid eine »Laus im Pelz« des Planeten Erde ist.


Vaalser Weekblad, 09. Okt. 2020

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